10 Jahre GRÜNER Ortsverband Altrip
von Dr. Armin Grau
Am 2. Juni 2008 haben sich 15 engagierte Altriperinnen und Altriper im Nebenzimmer der Gaststätte Rheintal zu einem „konspirativen“ Treffen zusammengefunden und – den Ortsverband Altrip gegründet. Wie kam es zu diesem einschneidenden Ereignis in der Geschichte unserer beschaulichen Rheingemeinde? Damals flammte immer wieder die Diskussion um eine Autobahnbrücke bei Altrip auf, der geplante Polder war und ist eine Gefahr für Mensch und Natur, der Bau eines großen neuen Steinkohlekraftwerksblock in Mannheim-Neckarau rief Widerspruch hervor und die öffentliche Nahverkehrsanbindung insbesondere nach Mannheim wurde von vielen als unzureichend angesehen. Das waren für die Gründungsmitglieder wichtige Argumente für eine neue, eine Grüne politische Stimme im Ort.
Der erste Vorstand bestand aus Peter Hook, Armin Grau und Wolfgang Renner als Kassenwart. In seiner Satzung definiert sich der Ortsverband als eine „ökologische und soziale Partei“, wohl wissend, dass ein Ausgleich mit der Natur und ein Ausgleich innerhalb der Gesellschaft zwei Seiten einer Medaille sind. Von Anfang an war klar, dass wir im Gemeinderat mitarbeiten wollten.
Im Juni 2009 eroberten wir mit 15,6 % der Stimmen auf Anhieb vier der 24 Sitze im Altriper Gemeinderat. Toni Krüger wurde Fraktionsvorsitzender, Armin Grau sein Stellvertreter, weitere Gemeinderäte waren Susann Grimm und Simon Kobel. In den 5 Jahren bis 2014 haben sich Ortsverband und Fraktion mit einer breiten Palette von Themen befasst.
Wir stehen für mehr Bürgerbeteiligung im Ort. In Anträgen anlässlich der Bildung der Verbandsgemeinde oder zur Beteiligung von Jugendlichen in der Ortspolitik haben wir diese Haltung zum Ausdruck gebracht.
Keine weitere Flächenversiegelung. In Sachen Ortspolitik sind und waren wir keine Befürworter von Neubaugebieten und zusätzlicher Bodenversiegelung in unserer hochwassergefährdeten Gemeinde. Das Neubaugebiet Junkerngewanne haben wir daher abgelehnt; wenn schon ein Neubaugebiet, dann nur mit hohen Anforderungen an die Energieeffizienz oder einem Anschluss an ein Nahwärmesystem. Diese Forderungen fanden leider keine Mehrheit im Rat. Wir setzen uns ein für Nahwärmeinseln im Ort, deren Bau geht nur viel zu langsam voran.
In Sachen Verkehr haben wir uns für Tempo 30 im Ort stark gemacht, was zumindest in den Nebenstraßen inzwischen erfüllt ist. Für längere Laufzeiten der Fähre haben wir uns bislang vergeblich eingesetzt, ein kundenfreundlicherer Kartenverkauf konnte aber umgesetzt werden.
Wir achten auf gesunde Luft. Mit Unterstützung durch das Mainzer Umweltministerium konnten wir die Einrichtung einer Luftmessstation erreichen; glücklicherweise hat die Feinstaubbelastung in unserer Gemeinde durch den Block 9 in Neckarau nicht zugenommen. Weiterhin beunruhigt uns aber der unnötig hohe Quecksilberausstoß durch den Block, der Pflanzen und Tiere belastet, ein Thema, zu dem wir uns mehrfach zu Wort gemeldet haben.
Ein Hort für unsere Jüngsten. In der Schulkindbetreuung geben wir einem Hort den Vorzug vor der inzwischen nur noch existierenden betreuenden Grundschule, weil die fachlich-pädagogische Betreuung für einen Hort spricht.
Bei der Kommunalwahl 2014 wurde unser Engagement mit 18,4 % (+2,8 %) belohnt, einen 5. Sitz haben wir nur knapp verpasst. Carsta Neureuther und Annick Waltz haben neben Toni Krüger und Armin Grau die Ratsfraktion komplettiert.
Patient Neuhofener Altrhein. Seit 2013 leidet der Neuhofener Altrhein unter erhöhten Konzentrationen von Cyanobakterien aufgrund der hohen Phosphatbelastung. Das Altgewässer ist im September 2015 akut gekippt, der ausgekieste Teil ist in wechselndem Maße durch Sauerstoffarmut bedroht. Wahrscheinlichste Quellen der Phosphatbelastung sind die Landwirtschaft im Westen des Orts und das Naherholungsgebiet hier in Altrip. Zusätzlich zu den schon ergriffenen Sanierungsmaßnahmen fordern wir Grünen eine verbesserte Erschließung im Campingplatz Karpfenzug, um lokale Einträge zu minimieren.
Lärm macht krank! Viele Altriper leiden unter dem schrillen Krach durch die schrottverarbeitenden Betriebe in Mannheim-Rheinau. Wir Grünen haben uns das Umweltinformationsgesetz zu Nutze gemacht und recherchiert. Aufgrund dieser Ergebnisse hat die Gemeinde einen Rechtsanwalt mit der Vertretung unserer Interessen beauftragt, eine Geschichte die nur leider viel zu langsam vorangeht.
Altrip, isoliertes Herz der Metropolregion. Schon 2013 haben wir, vorneweg Imke Krüger und Traudl Frommherz-Hassib, die Initiative für einen Arbeitskreis Verkehr ergriffen und uns u.a. für einen größeren und behindertengerechten Bus über die Fähre eingesetzt. 2018 hat eine Ratsmehrheit unseren Änderungsanträgen zum Nahverkehrsplan (größerer Fährbus, Prüfung einer Buslinie über Waldsee nach Schifferstadt) zugestimmt.
Altrip, kein gesellschaftliches Paradies. Wir haben uns stark gemacht für die Einrichtung einer Schulsozialarbeiterstelle, die manch anderer für unnötig hielt, weil „wir das in Altrip doch gar nicht brauchen.“ Inzwischen ist klar, wie wichtig diese Stelle ist.
Klimawandel vor Ort. Leider gibt es trotz mehrfacher Anträge u.a. zur Beratung durch die Energie-Agentur Rheinland-Pfalz bis heute kein Klimaschutz-Konzept in Altrip. Und das obwohl wir direkt vom Klimawandel betroffen sind, siehe das Niedrigwasser im Rhein im Herbst 2018. Es bleibt also noch einiges zu tun in Altrip!!
Willkommen in Altrip. Viele von uns Grünen haben sich in den letzten Jahren um Geflüchtete in unserer Gemeinde gekümmert und sind im AK Asyl aktiv. Wir Grünen stehen für eine Willkommenskultur und freuen uns, dass sich viele der zu uns gekommenen Menschen immer besser integrieren konnten.
Unser Vorstandsmitglied Peter Hook ist aus Altrip weggezogen, nachgefolgt sind Carsta Neureuther, später Annette Meuser und seit 2018, 20 Jahre jung, Maurice Kuhn. Über noch mehr Jüngere in unseren Reihen würden wir uns sehr freuen!
Mit zahlreichen Veranstaltungen haben wir das politische Leben in Altrip bereichert. 2008 waren rund 200 Altriper im Regino-Zentrum, als es bei unserer ersten Veranstaltung um den Polder ging, ein Thema, an dem wir immer dran geblieben sind. Der damalige stellvertretende Vorsitzende der Grünen Bundestagsfraktion Fritz Kuhn war zusammen mit Gerhard Fontagnier aus Mannheim zum Thema Kohlekraftwerke im Alta Ripa. Gleich zwei Mal haben wir dort mit unserem finanzpolitischen Sprecher im Bundestag, Gerhard Schick, und ein Mal mit unserem Pfälzer MdB Tobias Lindner spannende Diskussionen über die Wirtschafts- und Finanzkrise geführt.
Ulrike Höfken war 2009 als Bundestagsabgeordnete mit der Grünen Jugend und Fahrrad-Kino und 2018 als Umweltministerin in Sachen Artenschutz bei uns im Ort. Unsere damalige Wirtschaftsministerin Evelyne Lemke hat zusammen mit unserem derzeitigen Fraktionsvorsitzenden im Mainzer Landtag und gebürtigen Altriper, Dr. Bernhard Braun Anfang 2016 zum Thema Klimaschutz bei uns gesprochen.
Wir arbeiten gerne zusammen.Genauso wichtig sind die vielen „kleinen“ Veranstaltungen ohne Parteiprominenz gewesen, zum Beispiel zu unserem Kommunalwahlprogramm 2009. Ganz besonders einprägsam war die rege Diskussion bei unserer letzten Veranstaltung zum Öffentlichen Personennahverkehr im April 2018. Eine Novum dabei war die Beteiligung durch Vertreter der anderen Parteien im Ort, ein guter Weg für die Zukunft!
Kommunalpolitische Arbeit in Altrip braucht uns Grüne! Kommen Sie dazu, machen Sie mit!